DEIN LEBENDIGES WORT
Karl Barth
Herr, unser Gott!
Wir danken dir, dass in Jesus Christus
Dein lebendiges Wort in diese Welt
und auch zu uns gekommen ist.
Erhalte uns, dass wir seine Hörer bleiben
und täglich neu werden.
Gib, dass es aufwecke die Schlafenden,
dass es tröste die Betrübten,
dass es zurechtweise die Irrenden,
dass es unser aller Sünden bedecke
und uns alle aufrufe zu einem Leben
in der Liebe und in der Hoffnung.
Amen.
Vor hundert Jahren erschiender sprachgewaltige Kommentar von Karl Barth zum Römerbrief. Sein Buch löste in der vorwiegend von der liberalen Theologie besetzten kirchlichen Landschaft ein Erdbeben aus.
Karl Barth setzte auf einen radikalen Neuanfang. Er verkündete Gott als den «ganz Anderen», der mittels menschlicher Erkenntnis nicht erfasst werden könne. Allein Gott selbst könne sich mitteilen und er habe dies in dem einen Wort getan, das den Namen Jesus Christus trägt. Karl Barth spricht im Gebet vom «lebendigen Wort, das in diese Welt und so auch zu uns gekommen ist». Dass Jesus Christus, «unser Bruder und Herr», den menschenfreundlichen Gott offenbart, der uns nahekommt, uns liebt und sucht, wird zur Mitte der Theologie Karl Barth’s.
Wiederholt hat sich der wirkungsmächtigste protestantische Theologe des 20. Jahrhunderts literarisch mit dem Gebet befasst. Er schreibt: «Christsein und Beten ist ein und dasselbe, eine Sache, die nicht unserer Laune ausgeliefert werden kann. Das ist ein Lebensbedürfnis, eine Art notwendiger Atmung, um zu leben.»
Pfr. Richard Kölliker, Präsident SPV